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Übertragungsweise von Zoonosen

Krankheiten die durch Tiere übertragen werden nennt man Zoonosen. Die meisten stammen von neu auftauchenden Krankheitserregern, die bisher selten waren, jetzt aber häufiger auftreten. Diese Zunahme von Zoonosen begründet sich in vermehrten Outdoor Aktivitäten (Wandern in den Bergen und in Wäldern) und in der Zunahme von Anzahl und Arten von Haustieren.
Wir verstehen unter dem Begriff Zoonose alle Krankheiten, die direkt oder indirekt durch einen Vektor wie zum Beispiel Zecken oder Mücken von Tieren auf den Menschen übertragen werden.
Die Art und Weisen der direkten Übertragung von Zoonosen unterscheiden sich stark:

  • Gewisse Bakterien (Coxiella burnetii oder Chlamydia psittaci) können direkt über die Luft übertragen werden.
    Coxiella burnetii ist besonders resistent gegenüber Trockenheit und kann über lange Distanzen durch den Wind transportiert werden. In Südfrankreich wurde gezeigt, dass es an Tagen nach starkem Nordwind (Mistral) deutlich mehr Fälle von Q-Fieber (ausgelöst durch C. burnetii) gab (1,2).
    Beispiel des schlechten Einflusses von Wind:
    Eine kleine Epidemie von Q-Fieber, die 14 Personen betraf, ereignete sich im Jahr 2012 in der Lavaux. Der Ursprung dieser Epidemie lag in einer infizierten Schafherde (1200 total), welche dann die Luft infizierte. Als erste erfolgreiche Massnahme wurde die Herde in eine nicht bevölkerte Gegend übersiedelt (Hongrin See). Weitere Informationen über diese Q-Fieber Epidemie finden sich in der Publikation von C. Bellini et al. (3).

 

  • 2007 trat in einer Voliere in einem öffentlichen Park in Lausanne eine kleine Epidemie von Psittacose auf. Eine lokale Tageszeitung berichtete darüber und dank dieses Zeitungsartikels vermutete ein aufmerksamer Arzt eine C. psittaci Infektion bei seinem Nachbarn, der über grippeähnliche Symptome klagte (4). C. psittaci ist auch in Wildtaubenpopulationen in Städten sehr präsent (5). Darüber hinaus wurden kürzlich in Australien nach Kontakten von Tierärzten mit kranken Pferden mehrere Fälle von Psittacose beobachtet (6).

 

  • Andere Krankheitserreger werden von Katzen- (Pasteurella) oder Rattenbissen (Leptospira) oder von durch Katzen verursachte Kratzwunden (Bartonella) übertragen.

 

  • Eine grosse Anzahl von Bakterien werden durch Zecken übertragen. Gut bekannte Beispiele sind Borrelia burgdorferi (Zeckenborreliose oder „Lyme disease“), Franciscella tularensis, Ehrlichia, Babesia, Anaplasma
  • Flöhe können die Bakterien Bartonella henselae (Katzenkratzkrankheit), Rickettsia typhi (endemischer Typhus) und Yersinia pestis (Pest) übertragen. Dies sind Katzenflöhe für B. henselae und Nagetierflöhe für R. typhi und Y. pestis.

 

  • Drei Bakterienarten werden durch Menschenflöhe (Pediculus humanus humanus) übertragen: Rickettsia prowazekii (endemischer Typhus), Bartonella quintana (Fünf-Tage-Fieber) und Borrelia recurrentis (Rückfallfieber).
    Letzteres zeigt, wie wichtig die Klassifizierung auf Ebene der Bakterienart ist, weil der Erreger zur gleichen Gattung (Borrelia) wie Borrelia burgdorferi, gehört, das die Zeckenborreliose erzeugt.

 

Andere Zoonosen

Ausser den vier im Spiel KROBS vorgestellten Erregern von Infektionskrankheiten (Bartonella henselae, Coxiella burnetii, Pasteurella multocida und Chlamydia psittaci) gibt es eine ganze Reihe anderer Bakterien, die Krankheiten übertragen. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten davon:

  • Die Pest wird durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen, das 1894 von Alexandre Yersin, einem berühmten Waadtländer Mikrobiologen, entdeckt wurde. Das Bakterium wird durch Flöhe von Ratten auf den Menschen übertragen. Die Pest manifestiert sich durch Beulen (geschwollene Lymphknoten und erhöhtes Fieber) oder eine sehr ansteckende Lungenentzündung, die schnell fatal wird.

 

  • Rattenbissfieber ist eine Infektion von Streptobacillus moniliformis. Die Krankheit zeichnet sich aus durch Fieber, Kopfschmerzen und Gelenksentzündungen und führt gelegentlich zu ernsthafteren Herz- oder Nierenkomplikationen, die fatal sein können.
  • Bakterien der Gattung Leptospira kommen im Urin von infizierten Tieren wie wilden Nagetieren, Hunden oder Vieh vor, der dann ins Grundwasser gelangt. Menschen, die mit diesem in Kontakt kommen, haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, z.B. Arbeiter in der Abwasserentsorgung, in Fisch- oder Reisfarmen oder auch Tierärzte. Auch für Menschen, die Wassersportaktivitäten wie Kanufahren, Fischen oder Schwimmen ausüben, besteht ein höheres Risiko. Leptospirosen werden durch bakterielle Erreger ausgelöst, die wie Borrelia burgdorferi zu den Spirochäten gehören. Sie erzeugen Grippe-ähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, und befallen in schwereren Fällen Organe wie Nieren oder Leber.
  • Tollwut wird durch ein Virus (Rhabdovirus) hervorgerufen und durch Bisse (meistens von Hunden) übertragen. Auch Fledermäuse können Tollwut übertragen. Selbst wenn keine Fälle von Tollwut in der Region bekannt sind sollte man sich nach einem Biss durch eine Fledermaus als einem hohen Risiko ausgesetzt betrachten und einen Arzt aufsuchen. Das Tollwutvirus verursacht eine Enzephalitis, die fast immer tödlich verläuft, sobald Symptome auftreten.

 

  • Tularämie, eine Krankheit der Lymphknoten, die durch das Bakterium Franciscella tularensis übertragen wird, und zwar meistens über Zecken, aber manchmal auch direkt durch Kratzer oder Bisse von infizierten Säugetieren (kleine Nagetiere).

 

  • Ehrlichiosen betreffen weisse Blutkörperchen und andere Blutzellen. Sie werden durch verschiedene Bakterienarten wie Ehrlichia chaffeensis und Anaplasma phagocytophilum hervorgerufen und durch Zeckenbisse übertragen. Die Symptome sind grippeähnlich, können aber manchmal zu chronischen oder gar schwerwiegenden Formen führen.
  • Rickettsiosen werden für die Fleckenfiebergruppe hauptsächlich durch Zeckenbisse und für die Typhusgruppe (Rickettsia typhi) durch Rattenflöhe übertragen.
    Von Zecken übertragene Rickettsiosen erzeugen Fieber, Hirnhautentzündung und einen schwarzen Fleck an der Bissstelle, sowie einen Ausschlag.

Es gibt viele verschiedene Typen von Fleckenfieber, je nach Zeckentyp einer bestimmten Region. Rickettsia conorii zum Beispiel erzeugt mediterranes Fleckenfieber und wird durch die Zecke Rhipicephalus sanguineus, die ausschliesslich in der Mittelmeerregion vorkommt übertragen. Erste Fälle wurden im Jahr 1909 von A. Conor beschrieben, der den Erreger benannte.
Durch Zecken übertragene Lymphadenitis ist eine Krankheit, die durch Rickettsia solvaca hervorgerufen wird und durch die Zeckengattung Dermencator übertragen wird. Diese Zecken kommen in ganz Europa vor. Weil sie Haare bevorzugen, ist der typische schwarze Punkt an der Einstichstelle oft nicht sichtbar.

Klinische Ausprägungen von Rickettsiosen werden auch durch das Fütterungsverhalten beeinflusst. Zecken der Art Amblyomma, die das Kohlendioxyd spüren, das Säugetiere (Zebras Antilopen und Menschen, welche die Nationalsparks von Südafrika und Swaziland besuchen) ausscheiden, können von Rickettsia africae, dem Überträger des afrikanischen Fleckfiebers befallen sein. Die Krankheit ist durch das Auftreten von Häufungen charakterisiert und durch viele schwarze Flecken auf einem Individuum, weil die Amblyomma Zecken dieselbe Person in Gruppen befallen.

  • Brucellosen, auch als unduliertes Fieber, Maltafieber oder Mittelmeerfieber bezeichnet, werden durch verschieden Arten der Gattung Brucella ausgelöst: Brucella melitensis, Brucella abortus und Brucella suis. Brucella melitensis wird von Hunden, Schafen oder Kamelen auf den Menschen übertragen, Brucella abortus durch Vieh, Kamele oder Büffel und Brucella suis durch Schweine oder Karibus. Brucella führt bei den meisten infizierten Tieren zu Aborten und wird aus Proben von solchen identifiziert.

Menschen mit nahem Kontakt zu solchen Tieren (Metzger, Schlachthausarbeiter, Tierärzte) haben ein erhöhtes Expositionsrisiko, aber die Erreger können auch durch den Genuss von Rohmilch oder Rohmilchprodukten sowie über Aerosole übertragen werden. Brucellose erzeugt Fieber und verschiedene Symptome, abhängig davon, welches Organ befallen ist, wie z.B. Endocarditis, Arthitis, etc.

 

  • Anthrax ist eine zoonotische Krankheit, die ganze Herden vernichtete bevor ein Impfstoff erhältlich wurde. Die Krankheit ist in einigen afrikanischen Ländern, in denen die Impfung von Tieren noch nicht vorgeschrieben ist immer noch endemisch. Der Infektionsträger ist Bacillus anthracis, ein Sporen bildender Erreger, der im Boden für viele Jahre überleben kann. Vor Robert Koch’s Arbeit an B. anthracis waren Anthraxepidemien in Vieh häufig, weil tote Tiere im Weideland begraben wurden und somit die Krankheit immer wieder auftauchte.

Diese Praxis führte auch zum Begriff der „verdammten Felder“. Die Sporen von B. anthrax überlebten jahrelang „schlafend“ im Boden und wurden durch Würmer zurück zu neuen Tieren transportiert.
Anthrax existiert in drei Formen: in der Haut (geringes Risiko in 80% der Fälle), gastrointestinal, (selten, aber in 25-60% der Fälle mit tödlichem Verlauf) und am gefährlichsten respiratorisch (unbehandelt 90-100% Sterblichkeit, 50% bei Antibiotikabehandlung). Menschen können durch das Einatmen von Sporen, den Eintrag von Sporen in Schnittwunden oder den Verzehr von kontaminiertem Fleisch angesteckt werden.

Klassifizierung von Zoonosen

Zoonosen können unterschiedlich klassifiziert werden:

  • gemäss dem übertragenden Tier

Katzen können z.B. Erreger der Toxoplasmose, Kratzkrankheit oder Pasteurellose übertragen, während Hunde Erreger der Tollwut, Toxocarose oder Leishmaniose übertragen.
Schafe übertragen Erreger von Q-Fieber und Brucellosen und Vieh überträgt Listerien, den Rinderbandwurm und Brucellosen.
Ratten übertragen Erreger von Rattenbissfieber und Tularämie.
Vögel übertagen Erreger von Psittacose und Vogelgrippe,
Schliesslich übertragen Arthropoden wie Zecken und Flöhe Erreger von Borreliose, Tularämie, Rickettsiosen und Ehrlichiosen sowie Pest.

 

  • gemäss dem Erreger

Wir unterscheiden zwischen bakteriell (Rickettsiosen, Brucellosen, Q-Fieber, Leptospirosen, Zeckenborreliose, Psittacose, Tularämie) und viral (Lassa Fieber, Vogelgrippe, Tollwut, …) verursachten Infektionskrankheiten.
Es gibt auch zoonotische Krankheiten, deren Erreger durch Parasiten (Leishmaniose, Toxoplasmose) und Pilze (Occiiose) übertragen werden.

 

  • gemäss der Art der Übertragung

Wie bereits erwähnt, gibt es im Wesentlichen drei Übertragungsarten von Zoonosen:

  1. Durch Aerosole, (Q-Fieber oder Psittacose)
  2. Bisse (Leptospirosen, Pasteurellose) oder Kratzer (Bartonellose)
  3. Arthropoden-Vektorenbisse (Rickettsiose, Ehrlichiose, Pest).

 

Referenzen

  1. Tissot Dupont H, Amadei MA, Nezri M, Raoult D. Wind in November, Q fever in December. Emerg Infect Dis. 2004 Jul;10(7):1264-9.
  2. Tissot-Dupont H, Torres S, Nezri M, Raoult D. Hyperendemic focus of Q fever related to sheep and wind. Am J Epidemiol. 1999 Jul 1;150(1):67-74.
  3. Bellini C, Magouras I, Chapuis-Taillard C3, Clerc O, Masserey E, Peduto G, Péter O, Schaerrer S, Schuepbach G, Greub G. Q fever outbreak in the terraced vineyards of Lavaux, Switzerland. New Microbes New Infect. 2014 Jul;2(4):93-9.
  4. Senn L, Greub G. Local newspaper as a diagnostic aid for psittacosis: a case report. Clin Infect Dis. 2008 Jun 15;46(12):1931-2
  5. Geigenfeind I, Vanrompay D, Haag-Wackernagel D. Prevalence of Chlamydia psittaci in the feral pigeon population of Basel, Switzerland. J Med Microbiol. 2012 Feb;61(Pt 2):261-5.
  6. Polkinghorne A , Greub G. A new equine and zoonotic threat emerges from an old avian pathogen, Chlamydia psittaci. Clin Microb Infect. 2017 Oct; 23 (10): 693-4.

 

Mehr erfahren von anderen Websites

Zoonosen: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/zoonosen.html