Risiken - Krobs

1 Abbildung Zecke auf einem Blatt

Nein, nein, Zecken fallen nicht von Bäumen. Sie leben an Waldrändern oder im Unterholz wo es viele Gräser, Büsche und Sträucher hat. Brauchen sie eine Blutmahlzeit, klammern sie sich in Lauerhaltung an einem Grashalm oder Zweig fest und lassen sich von uns abstreifen, wenn wir an ihnen vorbeiziehen. Bevor Zecken mit ihrer Blutmahlzeit beginnen, wandern sie auf der Suche nach einer geeigneten Stichstelle auf unserem Körper herum.

Zecken bevorzugen für ihren Stich warme und feuchte Körperregionen wie z.B. die Kniekehlen, die Achselhöhlen oder die Kopfhaut. Zeckenstiche sind schmerzlos, können aber Krankheitserreger auf Mensch und Tier übertragen.

Die durch Zecken übertragenen Mikroorganismen

Bei uns werden hautpsächlich zwei Krankheitserreger durch Zecken übertragen: das Bakterium Borrelia burgdorferi, der Erreger der Lyme Borreliose, sowie das Zeckenenzephalitis Virus, welches die Zeckenenzephalitis (auch Frühsommer-Meningoenzephalitis) verursacht. Auch seltenere Krankheitserreger, die zum Teil schwere Infektionen verursachen können, werden durch unsere Zecken übertragen. Ein Beispiel ist die durch das Bakterium Francisella tularensis verursachte Tularämie1 („Hasenpest“); die Häufigkeit dieser Krankheit nimmt zurzeit in der Schweiz zu.

In anderen Teilen der Welt, nämlich den Vereinigten Staaten, in Afrika oder im Mittelmeerraum, können Zecken Rickettsien3 übertragen.
Rickettsien können zwei verschiedene Krankheiten verursachen: das Fleckfieber6 und das Boutonneuse-Fieber (Mittelmeer-Zeckenfleckfieber). Diese Infektionen verursachen Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge bzw. Hauteruptionen, die man als „Eschar“ bezeichnet. In einigen Fällen können schwere Komplikationen auftreten: das Boutonneuse-Fieber hat eine Sterblichkeitsrate von etwa 3%; das in den Vereinigten Staaten vorkommende „Rocky Mountain Fleckfieber“ sogar eine Sterblichkeitsrate von mehr als 10%.

Die Zecken in der Schweiz beherbergen auch andere Mikroben. In einer kürzlich vom Institut für Mikrobiologie der Universität Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Referenzzentrum für zeckenübertragbare Krankheiten durchgeführten Studie wurde gezeigt, dass die Zecken Träger von Anaplasma phagocytophilum oder Chlamydien7-ähnlichen Bakterien, Rhabdochlamydia helvetica, sind.

Keine Panik!

  • Nicht alle Zecken sind Träger von Mikroben. In der Schweiz sind 5 bis 30% (in einigen Gebieten bis zu 50%) der Zecken Träger von Borrelia burgdorferi und etwa 0.5 bis 3% Träger des Zeckenenzephalitis Virus.
  • Nur ein kleiner Anteil der Zecken, die Träger von Erregern sind, übertragen diese auch. Man schätzt, dass weniger als 3% aller Personen, die einen Zeckenstich hatten, mit Borrelia burgdorferi infiziert werden.
  • Das Risiko einer Übertragung von Borrelia burgdorferi steigt mit der Dauer der Blutmahlzeit. Das Risiko ist besonders hoch nach einer Blutmahlzeit, die mehr als 24 Stunden dauert, da die vollgesogenen Zecken die Bakterien durch Regurgitation8 (Hochwürgen) übertragen können.

Neben den Zecken, welche weiteren Risiken auf Mikroben zu treffen gibt es im Wald?

Auf den Blättern der Pflanzen rund um die Wurzeln im Boden befinden sich viele verschiedene, meist harmlose Mikroben. Auf der anderen Seite können viele Waldtiere Mikroben in oder auf sich tragen, die eine Krankheit beim Menschen verursachen können. Füchse zum Beispiel können einen kleinen Wurm mit dem Namen „Echinokokkus“ beherbergen. Essen wir Beeren von mit Fuchsexkrementen verschmutzten Sträuchern können die Echinokokken in unseren Verdauungstrakt gelangen und anschliessend eine Erkrankung der Leber oder der Lunge verursachen. Heutzutage sind die Füchse häufig relativ kühn, sie kommen in unsere Wohngebiete und unsere Gemüsegärten. Echinokokken können darum auch auf unserem Gemüse, zum Beispiel unserem Salat, gefunden werden. Es ist deshalb wichtig, alle Lebensmittel vor der Zubereitung gut zu waschen, insbesondere wenn sie roh verzehrt werden.

 

Tularämie1 = Infektionskrankheit, die auch als Hasenpest bezeichnet wird und durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht wird. Sowohl Hasen und Kaninchen wie auch andere wildlebende Nagetiere wie zum Beispiel Wald- und Wühlmäuse dienen als Reservoir für diese Bakterien. Man findet Francisella tularensis auch im Boden und im Wasser. Die Bakterien werden durch Zecken oder durch direkten Kontakt mit verseuchten Umgebungen oder erkrankten Tieren auf den Menschen übertragen. Die Tularämie äussert sich durch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und lokale Geschwüre. Sie lässt sich gut mit einem Antibiotikum2 behandeln.

Antibiotikum2 = Medikament, das Bakterien abtötet oder mindestens deren Wachstum hemmt. Antibiotika wirken gegen Bakterien, sind jedoch ineffektiv in der Behandlung von Krankheiten, die durch Viren und Parasiten verursacht werden.

Rickettsien3 = Rickettsien gehören zur Gattung der Rickettsia. Diese Bakterien können sich nur innerhalb einer Zelle vermehren und überleben. Sie werden durch den Stich verschiedener Arthropoden4 auf den Menschen übertragen.

Arthropoden4 = Kleine Tiere mit Gliederfüssen und hartem Aussenskelett (Körperhülle, Panzer, Schale), deren Wachstum wiederholtes Häuten erfordert. Der Stamm der Arthropoden ist die artenreichste Tiergruppe der Erde: mehr als anderthalb Millionen Arten zählen zu den Arthropoden; dazu gehören Insekten, Spinnentiere (Spinnen, Skorpione und Milben), Krustentiere und Bandasseln (Hundert- und Tausendfüsser).

Milbe5 = Arthropoden, die wie auch die Spinnen zur Gruppe der Spinnentiere gehören. Im Gegensatz zu den Insekten mit drei haben Milben vier Beinpaare. Es gibt viele verschiedene Milbenarten; die meisten von ihnen sind von blossem Auge nicht zu erkennen. Nichts desto trotz können einige von ihnen, wie zum Beispiel die Zecken, eine Grösse von einigen Millimetern erreichen.

Fleckfieber6 = ansteckende und schwere Infektionskrankheit, die durch Rickettsien3 verursacht wird. Diese werden durch Milben5 (Flöhe oder Läuse) übertragen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen von Mäusen und Ratten an den Menschen weitergegeben werden. Fleckfieber äussert sich durch hohes Fieber, Kopfschmerzen und zum Teil auch Hautausschlägen.

Chlamydien7 = die Chlamydia sind eine Gattung von Bakterien, zu der mehrere Arten gehören. Sie können verschiedene Krankheiten verursachen. Chlamydia trachomatis zum Beispiel ist verantwortlich für eine einigermassen häufige sexuell übertragene Infektionskrankheit (STI): sie betrifft etwa 5% aller sexuell aktiven Personen in Europa. Die Infektion bleibt vielfach unentdeckt, da sie häufig ohne Symptome verläuft. Die Infektion ist aber ansteckend und kann zu Sterilität und Früh- bzw. Fehlgeburten führen.

Regurgitation8 = Hochwürgen; Erbrechen von Nahrungsbestandteilen aus dem Magen oder der Speiseröhre. Viele Vögel und einige Säugetiere ernähren auf diese Weise ihren Nachwuchs.