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Lerne mehr Ich akzeptiereChlamydia psittaci
Eine wenig umgängliche Familie
Das Bakterium Chlamydia psittaci gehört zur Familie der Chlamydien1. Alle Bakterien dieser Familie sind strikt intrazellulär2. Zwei weitere Mitglieder dieser Familie sind sehr bekannt: Chlamydia pneumoniae, das Lungenentzündungen verursacht, und vor allem Chlamydia trachomatis, der Erreger einer Geschlechtskrankheit, der in gewissen Ländern eine Hornhautinfektion, das Trachom3, verursacht.
Vögel als Ursache
Chlamydia psittaci wird von Vögeln auf den Menschen übertragen, in erster Linie von Sittichen und Papageien, aber auch Tauben, Sperlingen und Zuchtvögeln, wie Truthahn und Gans.
Infizierte Vögel bleiben während mehrerer Monate frei von Symptomen, können aber das Bakterium in Kot und Nasensekrete ausscheiden und somit über die Atemwege auf den Menschen übertragen.
Im Jahr 1879 erkrankten sieben Mitglieder einer Zürcher Familie an einer schweren Lungenentzündung. Diese reiche Familie hatte sich einen Papagei aus Übersee gekauft. Ein Schweizer Arzt konnte einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Vogel und der menschlichen Erkrankung feststellen. Zu dieser Zeit war man jedoch noch nicht in der Lage eine bakterielle Ursache nachzuweisen. Chlamydia psittaci wurde erst 1929 entdeckt anlässlich einer grossen Epidemie in einer Vogelzucht, welche über 300 Todesfälle in Europa verursachte.
Dieses Bakterium kann ebenfalls durch den Biss eines infizierten Vogels, den Kontakt Mund-zu-Schnabel, sowie den Kontakt mit Federn übertragen werden. Es findet keine Übertragung von Mensch zu Mensch statt, das heisst, eine infizierte Person kann die Krankheit nicht an die Umgebung weitergeben.
Eine Krankheit mit unterschiedlichem Schweregrad
Die von Chlamydia psittaci verursachte Krankheit nennt sich Papageienkrankheit (Psittakose). Sie nimmt häufig einen einfachen Verlauf, und die Symptome ähneln einer Grippe. In schweren Fällen kann es zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung kommen, die glücklicherweise wirksam mit Antibiotika4 behandelt werden kann. Die Papageienkrankheit tritt selten auf, da die meisten Vögel nicht infiziert sind und man sie häufig mit einer einfachen Grippe verwechselt.
Chlamydien1 = Die Chlamydia sind eine Gattung von Bakterien, zu der mehrere Arten gehören. Sie können verschiedene Krankheiten verursachen. Chlamydia trachomatis zum Beispiel ist verantwortlich für eine einigermassen häufige sexuell übertragene Infektionskrankheit (STI): sie betrifft etwa 5% aller sexuell aktiven Personen in Europa. Die Infektion bleibt vielfach unentdeckt, da sie häufig ohne Symptome verläuft. Die Infektion ist aber ansteckend und kann bei Frauen zu Sterilität Früh- bzw. Fehlgeburten führen.
Intrazellulär2 = Ist ein Bakterium, das sich in einer Zelle befinden muss, damit es überleben und sich vermehren kann. Neben den obligat intrazelluläre Bakterien, welche sich nicht außerhalb einer Zelle vermehren können, gibt es auch fakultativ intrazelluläre Bakterien. Fakultativ intrazelluläre Bakterien können sich auch ohne Wirtszellen vermehren. Obligat intrazelluläre Bakterien sind im Labor schwer zu kultivieren und werden daher oft nicht mit den in der Diagnostik verwendeten Routinemethoden nachgewiesen.
Trachom3 = Augeninfektion die anfänglich die Lider betrifft aber zunehmend Läsionen der Hornhaut verursacht, die zu Blindheit führen können. Das Trachom kommt vor allem in Zentralafrika vor wo es durch Fliegen übertragen wird. Es stellt die häufigste infektiöse Ursache für Blindheit dar.
Antibiotikum4 = Medikament, das Bakterien abtötet oder mindestens deren Wachstum hemmt. Antibiotika wirken gegen Bakterien sind jedoch ineffektiv in der Behandlung von Krankheiten, die durch Viren und Parasiten verursacht werden.